24.05.2017 Projekt

Bausteine zur Zukunft der Erinnerung

Projekt „Transgenerationale Überlieferung von Geschichte: Bausteine zur Zukunft der Erinnerung an den Nationalsozialismus in der Migrationsgesellschaft“ gestartet.

In den Jahren 1940 bis 1945 wurden mehr als 8000 Juden, Sinti und Roma aus Hamburg und Norddeutschland vom Hannoverschen Bahnhof in Hamburg in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager in Mittel- und Osteuropa deportiert, für die meisten von ihnen bedeutete dies den Tod. Das Projekt „Transgenerationale Überlieferung von Geschichte: Bausteine zur Zukunft der Erinnerung an den Nationalsozialismus in der Migrationsgesellschaft“ stellt die Frage, wie in Familien und in der Gesellschaft heute an diese Deportationen erinnert wird und wie nachfolgende Generationen mit dem Geschehen umgehen. Das Projekt hat zum 1. April 2017 seine Arbeit aufgenommen und läuft bis zum 30. September 2018. Die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius hat der KZ-Gedenkstätte Neuengamme hierfür Drittmittel bereitgestellt. Die Projektergebnisse werden in das Dokumentationszentrum „denk.mal Hannoverscher Bahnhof“ eingebracht, das in Ergänzung des im Mai 2017 eröffneten Gedenkorts am Lohseplatz in der Hamburger HafenCity eingerichtet wird, und die Deportationen in die Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung einbettet.

Mit Interviews werden in dem Forschungsprojekt die Perspektiven der Nachkommen von Verfolgten eingefangen. Außerdem soll beleuchtet werden, was in Familien der nicht von Verfolgung betroffenen Bevölkerung (ZuschauerInnen, ProfiteurInnen, TäterInnen, HelferInnen) über die Deportationen überliefert ist. Darüber hinaus wird mittels Grundlagenrecherchen untersucht, in welcher Weise sich „normale“ BürgerInnen, Berufsgruppen sowie staatliche Stellen in Hamburg und Norddeutschland an der Verfolgung und der Deportation von Juden sowie Sinti und Roma beteiligten. In Ergänzung finden Recherchen statt zu Menschen, die in die Bewährungsbataillone 999 der Wehrmacht gezwungen wurden. Auch mit Angehörigen dieser Personengruppe sollen Interviews geführt werden.

„Wir sind der Zeit-Stiftung dankbar, dass sie der KZ-Gedenkstätte Neuengamme ermöglicht, mit dem Projekt zu zeigen, dass sich nationalsozialistische Verfolgung und NS-Täterschaft in Familien und Gesellschaft auswirkt und für viele Menschen bis heute eine prägende Rolle spielt“, so der stellvertretende Direktor und Projektleiter Dr. Oliver von Wrochem.

Dr. Kristina Vagt führt als Projektmitarbeiterin Recherchen unter anderem in Archiven durch, Karin Heddinga ist damit beauftragt, die Interviews zu führen und auszuwerten.

Menschen, die etwas zur Aufarbeitung des historischen Deportationsgeschehens beitragen können, oder deren Verwandte mit dem Deportationsgeschehen in Berührung kamen, können sich bei der KZ-Gedenkstätte Neuengamme ebenso melden wie Angehörige der zu den Strafbataillonen der Wehrmacht Zwangsverpflichteten. Erwünscht sind Hinweise, aber auch Fotos, Dokumente und Erinnerungsgegenstände.

Kontakt:

Dr. Oliver von Wrochem  
Telefon: 040-428131-575

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