29.09.2015 Bericht, Archivmeldung

Das kurze Leben des Bartele Bijma

„Onderduiker“ – „Untergetauchte“ nannte man in den Niederlande Menschen, die sich vor den deutschen Besatzern versteckten. Bartele Bijma war 20 Jahre alt, als er sich versteckte – er wollte der „Arbeitspflicht“ entgehen, der Rekrutierung für die Zwangsarbeit in der deutschen Rüstungsindustrie. 11 Monate später starb er im KZ Neuengamme.

Als sein Bruder und sein Neffe nun die KZ-Gedenkstätte Neuengamme besuchten, hatten sie die Ergebnisse jahrzehntelanger Recherchen im Gepäck: Eine Vielzahl von Fotos und Schriftstücken zur Verfolgungsgeschichte von Bartele Bijma. Roelof Bijma erfuhr erst im Oktober 1945, dass sein älterer Bruder Bartele im Januar 1945 im KZ Neuengamme gestorben war. Solange hatte die Familie noch auf seine Heimkehr gehofft. Mit seinem Sohn Rens trug er später viele Erinnerungsstücke zusammen.

2010 besuchten beide den Ort, in dem sich Bartele Bijma im Februar  1944 im Haus seines Onkels versteckt hatte. Barteles Onkel Sjouke Bijma und seine Frau Minke Bijma-Postma hatten den jungen Mann bei sich aufgenommen, obwohl sie sich damit selbst in Lebensgefahr brachten. Bartele hielt es nicht aus, unablässig im Versteck zu bleiben. Bei einem Spaziergang durch Eastermar machte er bei einem Nachbarshaus Halt, um einen Schluck Wasser aus der Pumpe vor dem Haus zu trinken. Dabei entdeckte ihn ein Posten der Landwacht und nahm ihn fest.

Nach seiner Verhaftung am 19. Juni 1944 wurde Bartele Bijma über Bergum und Leeuwarden in das Polizeiliche Durchgangslager Amersfoort gebracht. Von dort konnte er seiner Familie noch einen Brief schicken, in dem er schrieb:

„Ich bin jetzt 4½ Wochen hier in Amersfoort und Gott sei Dank immer noch bei guter Gesundheit. [… ] Ich weiß nicht, wie lange ich hierbleiben muss, wir werden sehen. Wie geht es Onkel Sjouke und Tante Minke? Dankt Ihnen herzlich für die gute Versorgung, das werde ich ihnen nie vergessen. Bitte grüßt alle von mir und vertraut auf Gott.“

Dieser Brief war das letzte Lebenszeichen an seine Familie. Am 8. September 1944 wurde er  als „Arbeitsverweigerer“ in das KZ Neuengamme verschleppt. Dort starb er am 2. Januar 1945 im Alter von 21 Jahren.