30.08.2019 Bericht

Menschen begegnen

Wir freuen uns über Verstärkung im Besucherservice! Wir möchten heute drei Kolleginnen und zwei Kollegen vorstellen, die neu im Team angefangen haben. Die Kolleginnen und Kollegen im Besucherservice sind erste Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für Besucherinnen und Besucher der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und unterstützen diese dabei, sich das Gelände und die Ausstellungen eigenständig zu erschließen. Neben der inhaltlichen Beratung ist der Besucherservice auch für die Pflege und Ordnung innerhalb der Ausstellungen zuständig. Hier stellen sich die neuen Kolleginnen und Kollegen vor und berichten von ihrer ersten Zeit im neuen Job:

Angelika Burkhardt ist Rentnerin, aber schon seit vielen Jahren Teilnehmerin an Seminaren und Fortbildungen in der Gedenkstätte. Ihr ist es wichtig, sich ein Wissen anzueignen, das rechten Parolen standhält – und sie möchte Anteilnahme und Aufrichtigkeit den Besucherinnen und Besuchern, v.a. gegenüber Angehörigen weitergeben. Als ihr bisher beeindruckendes Erlebnis schilderte sie den Besuch einer Niederländerin in der Ausstellung, die im Hinausgehen zu ihr kam und erzählte, ihr Vater hätte es geschafft aus dem Zug zu springen und zu fliehen. Sie strahlte, war sichtlich glücklich, denn sie sei nach dem Krieg geboren und "nur deshalb lebe ich".

Für Uta Bories sind Geschichtsforschung und Erinnerung wichtige Aspekte der politischen Bildung. Sie sagt, dass Aufklärung über die Verbrechen des Nationalsozialismus wichtig ist und bleibt, um rechtsextremen Kräften entgegenzuwirken. Sie sagt, dass sie an der Gedenkstätte arbeitet, weil "Gedenken das Allermindeste ist, was wir alle für die Opfer des Nationalsozialismus und ihre Angehörigen tun können". Es fällt ihr nicht leicht, die Eindrücke aus den ersten Wochen ihrer Arbeit kurz in Worte zu fassen. Der Arbeitsplatz sei zum einen inhaltlich bedrückend, zum anderen trifft sie aber jeden Tag viele nette und interessierte Menschen, die aus ähnlichen Gründen an diesem Ort sind. Überrascht hat sie, wie viele junge Leute aus aller Welt ihren City-Urlaub in Hamburg unterbrechen und sich auf den Weg zur Gedenkstätte machen, um sich mit einem schweren Thema auseinanderzusetzen.

Steven Sprung zitiert Pjotr Kropotkin zum Grund, warum er an der Gedenkstätte arbeitet: "Wenn wir unseren Anteil an den Errungenschaften der Genies unseres Jahrhunderts beanspruchen, dann haben wir ebenso unseren Anteil der Schande an den Handlungen unserer Mörder zu tragen." (Kropotkin 1887) Er interpretiert es so, dass dort, wo viel Licht ist, entsprechend Schatten existiert und eben diese Schattenseiten müsse eine Gesellschaft ebenso ins kollektive Gewissen bringen. Er sagt: "Wenn man nicht willens ist, sich den Schattenseiten der eigenen nationalen Identität zu stellen, dann hat man auch keine Zukunft."

Melanie Ucke sagt, dass gerade die Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges sie interessiert und berührt, zumal sie hier in der Region Vierlande wohnt und täglich an den von den KZ-Häftlingen verbreiterten Kanälen vorbeigeht. Als Kunsthistorikerin hinterfragt sie historische Abläufe. Als Ansprechpartnerin möchte sie den Besucherinnen und Besuchern vermitteln, dass ihr Interesse an der Geschichte wichtig und richtig ist. Sie wünscht sich, dass ein Geschichtsbewusstsein erhalten bleibt und bei jüngeren Generationen entsteht. Besonders beeindruckte sie die Begegnung mit Überlebenden. Und richtig stark fand sie es, als kürzlich vier 15-jährige Schülerinnen und Schüler aus Süddeutschland in die Gedenkstätte kamen, die auf ihrer Abschlussfahrt nicht mit den anderen ins Musical wollten, sondern sich eigenständig den ganzen Tag auf dem gesamten Gelände informierten.

Patrick Weixelmann hat sich schon in seinem Geschichtsstudium sehr für die Zeit des Nationalsozialismus interessiert. Er sagt, dass er es extrem wichtig findet, Orte der Erinnerung zu schaffen und zu erhalten, um für die Zukunft Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und "es besser zu machen". Die Arbeit im Besucherservice heißt für ihn vor allem eine Begegnung mit Menschen. Er freut sich, dass so viele ausländische Gäste in die Gedenkstätte nach Neuengamme kommen, dadurch sieht er eine größere Tragweite und Aufmerksamkeit vor allem aber eine Würdigung der Opfer des KZ Neuengamme. Seinen ersten Eindruck von seiner neuen Arbeit beschreibt er als positiv, da Kollegen und Kolleginnen "das nötige Bewusstsein für einen solch andächtigen Ort" hätten. Für die künftige Arbeit erwartet er sich weiterhin spannende Begegnungen und ist der Überzeugung, dass seine Tätigkeit in der Gedenkstätte viel Sinn macht und zur Förderung von Erinnerungskultur und Geschichtsaufarbeitung beiträgt.