18.12.2014 Rundbrief, Jahresbericht

Rundbrief zum Jahreswechsel

Zum Jahreswechsel wünschen wir Ihnen alles Gute, Gesundheit und ein friedvolles Jahr 2015.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

vor wenigen Tagen konnten wir in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme den 100.000sten Besucher des Jahres 2014 begrüßen. Das erstmalige Erreichen einer sechsstelligen Besucherzahl zeigt das beständig steigende Interesse an unseren Angeboten mit zuletzt jährlichen Steigerungsraten von mehr als 10 Prozent. Diese Entwicklung ist maßgeblich auf die Neugestaltung und die anschließende Neueröffnung der Gedenkstätte im Mai 2005 zurückzuführen, als nach der Gefängnisverlagerung nahezu das gesamte historische Lagergelände einbezogen und neue Ausstellungen sowie das Studienzentrum eröffnet werden konnte. Zehn Jahre nach der Neueröffnung werden wir im nächsten Jahr zum 70. Jahrestag der Befreiung und 50 Jahre nach der Einweihung des Mahnmals erneut zu großen, von Sonderausstellungen und Tagungen begleiteten internationalen Gedenkveranstaltungen einladen. In diesen Tagen sind entsprechende Schreiben in alle Welt an die letzten knapp 500 ehemaligen Häftlinge des KZ Neuengamme und seiner Außenlager verschickt worden. Wir hoffen, dass viele dieser inzwischen hoch betagten Menschen uns bei den Veranstaltungen und der geplanten Mehrgenerationenbegegnung begleiten können

Das Programm zum 70. Jahrestag der Befreiung beginnt bereits vorab am 15. Januar 2015 mit der Eröffnung der Ausstellung „Deportiert in das KZ Neuengamme. Strafaktionen von Wehrmacht und SS im besetzten Europa" im Hamburger Rathaus, mit der wir uns einem Aspekt der Ortsgeschichte von Meensel-Kiezegem (Belgien), Murat (Frankreich), Putten (Niederlande) und Warschau (Polen) widmen, aus denen 1944 Hunderte oder Tausende zur Vergeltung in das KZ Neuengamme und die Außenlager verschleppt wurden. Wie im Fall der Puttener – hier kehrten von 588 Männern nur 48 zurück –, überlebten die meisten nicht.

Wir hoffen auf eine ähnlich große Resonanz wie bei der Rathausausstellung, die wir im Januar/Februar diesen Jahres zum Thema „‚Euthanasie‘. Die Morde an Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen in Hamburg im Nationalsozialismus" mit umfangreichen Begleitprogramm und einem stark nachgefragten Katalog zeigen konnten. Drei weitere Sonderausstellungen folgten im Laufe des Jahres: die von Prof. Jan Philipp Reemtsma initiierte Präsentation „Letzte Zeugen. Erinnerungen von Häftlingen der faschistischen Lager" (25.6.-29.8.), die Beteiligung an der Rathausausstellung des Freundeskreises

„‚Ich hätte nicht geglaubt, noch einmal hierher zu kommen.‘ Schicksale ehemaliger Zwangsarbeiterin-nen und Zwangsarbeiter und das Hamburger Besuchsprogramm" 2001-2013 (21.8.-15.9.) und – gerade eröffnet - David Rousset-Ein Leben im Kampf um Freiheit und Menschenrechte (seit 10.12.).

Wiederum fanden im Laufe des Jahres neben der Begleitung von über 2000 Besuchergruppen, darunter überwiegend Schulklassen, mehr als 200 Seminare, Projekte und Veranstaltungen im Studienzentrum statt. Die Zahl der personengeschichtlichen Anfragen, die aus ganz Europa und Übersee an unser Archiv gerichtet werden, war mit ca. 3000 unverändert hoch. Die genauen Zahlen werden wiederum unserem ausführlichen Jahresbericht zu entnehmen sein, den wir als pdf.-Dokument auch über unsere Homepage zugänglich machen. Über die aktuellen Aktivitäten können Sie sich sehr zeitnah auch über unseren Facebook-Account in Deutsch und Englisch informieren (www.facebook.com/Neuengamme.Memorial).

Neben den ständigen Aufgaben der Gebäude- und Geländeunterhaltung, bei denen sich der Wegfall des Beschäftigungsträgers „Arbeit und Lernen" deutlich bemerkbar machte, lagen im Baubereich die Schwerpunkte auf der Fertigstellung des am 4. Mai eröffneten neuen Empfangsgebäudes (Servicepoint) und der noch nicht abgeschlossenen umfangreichen Dachsanierung am ehemaligen Hammerwerk.

Im Jahr 2014 erschienen zahlreiche neue Veröffentlichungen der Gedenkstätte: der Kurzführer „Die Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel – Die Verfolgung von Frauen im nationalsozialistischen Hamburg und die Erinnerung an die Opfer", eine Neubearbeitung des Studienheftes „Ein Täter, Mitläufer, Zuschauer, Opfer in der Familie? Materialien zu biografischen Familienrecherchen", der zweibändige, über 700-seitige Katalog der Ausstellungen „Konzentrationslager Neuengamme: Geschichte – Nachgeschichte – Erinnerung" und die Bände 4 und 5 der Reihe „Neuengammer Kolloquien": „Teaching Historical Memories in an Intercultural Perspective. Concepts and Methods" sowie „Neuengamme im System der Konzentrationslager. Studien zur Ereignis- und Rezeptionsgeschichte"; ein Buch, mit dem ich nach 25 Jahren als Leiter der Gedenkstätte die Forschung zum KZ Neuengamme bilanziere, auf die Entwick-lung der Gedenkstätte zurückschaue und aktuelle geschichtspolitische Gefahren benenne.

Als neuen Mitarbeiter konnten wir Mitte August in Nachfolge von Wolfgang Stiller den neu-en kaufmännischen Leiter Stephan Taschke begrüßen. Meine Stellvertretung übernimmt zukünftig der Leiter des Studienzentrums Dr. Oliver von Wrochem.

Im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter danke ich Ihnen für Ihre Unterstützung, wünsche Ihnen besinnliche Festtage und für das Jahr 2015 alles Gute, Gesundheit und Frieden, mit herzlichen Grüßen,

Ihr Detlef Garbe