Foto der Gedenkfeier anlässlich des 40. Jahrestags des Untergangs der Schiffe in der Lübecker Bucht am Gedenkstein in Neustadt-Pelzerhaken, 3.5.1985.
Gedenkfeier anlässlich des 40. Jahrestags des Untergangs der Schiffe in der Lübecker Bucht am Gedenkstein in Neustadt-Pelzerhaken, Foto: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, 3.5.1985. (ANg 1985-566)

KZ-Außenlager

Das Rüstungsministerium und die Industrie forderten ab 1942 verstärkt den Einsatz von KZ-Häftlingen als Arbeitskräfte. Daraufhin entstanden in der Nähe von Produktionsstätten und Baustellen zahlreiche Außenlager des KZ Neuengamme, die meisten im letzten Kriegsjahr. Bis 1945 existierten in Norddeutschland über 85 Außenlager des KZ Neuengamme. Als im März 1945 im Hauptlager ca. 13.000 Männer inhaftiert waren, mussten gleichzeitig ca. 28.000 Männer und über 1.000 Frauen in den Außenlagern für Wirtschaft, Wehrmacht, Staat und SS arbeiten. 

Männer-Außenlager

Das KZ Neuengamme hatte mehr als 60 Männer-Außenlager. Zehntausende Männer aus ganz Europa mussten dort in der Rüstungsproduktion arbeiten, bauten Bunker, Verteidigungsstellen, Industrieanlagen, Untertageproduktionsstätten und wurden in der Trümmerbeseitigung und bei der Instandsetzung von Straßen eingesetzt. Die unterschiedlichen Arbeitsbedingungen bestimmten auch die Lebensverhältnisse, die durch die schwere Arbeit und den SS-Terror in den zumeist provisorischen Unterkünften oft katastrophal waren.

Frauen-Außenlager

In den 24 Frauen-Außenlagern, die 1944/45 dem Hauptlager Neuengamme zugeordnet waren, wurden weibliche Häftlinge über und unter Tage in der Rüstungsproduktion, bei der Trümmerbeseitigung und im Behelfsheimbau eingesetzt. Acht Lager lagen im Hamburger Stadtgebiet. Die Frauen kamen aus der Sowjetunion, der Tschechoslowakei, Ungarn, Polen, Slowenien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Deutschland. Mindestens 100 Frauen aus den Außenlagern des KZ Neuengamme haben das Kriegsende nicht überlebt. Sie starben infolge der schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Lagern oder unmittelbar vor Kriegsende im KZ Bergen-Belsen.

„Die arbeiteten in Schandelah im Staatsbahn-Kommando. Dem schlechtesten Kommando dort. […] Es haben so viele Leute dort gearbeitet: Die starben oder kamen schwer krank zurück nach Neuengamme oder wurden irgendwo anders hintransportiert, in ein anderes, vielleicht besseres Kommando. […] Wir waren vier Kilometer entfernt von Schandelah und jeden Sonntag, wenn schönes Wetter war, [sind] die [Nachbarn aus der Umgebung] zu Fuß bis ans Lager gegangen, um uns zu begucken. […] Wir waren die Affen im Zoo.“

Victor Malbecq aus Belgien war von September 1944 bis Mai 1945 in den Außenlagern des KZ Neuengamme in Schandelah und Wöbbelin inhaftiert. (Interview, 2.11.1991, ANg)