21.02.2020 Bericht

Feierlicher erster Spatenstich

Große Bagger und Baumaschinen stehen bereits seit einigen Monaten zum Bau des Büro- und Hotelgebäudes am Lohsepark in der HafenCity bereit. Hier soll ab 2023 im Erdgeschoss das geplante Dokumentationszentrum "denk.mal Hannoverscher Bahnhof" einziehen. Am 17. Februar 2020 erfolgte der symbolische Spatenstich, um den offiziellen Baubeginn zu markieren.

Trotz stürmischen Wetters fanden sich über 100 geladene Gäste und zahlreiche Pressevertreter an der Baugrube am Lohsepark und anschließend im nahegelegenen Ökumenischen Forum zur feierlichen Zeremonie ein. Nach einem Grußwort von Prof. Dr. Detlef Garbe, Vorstand der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen, nahmen er sowie Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, Prof. Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH und der Bauherr Harm Müller-Spreer von der Müller-Spreer Gruppe als Vertreter der verantwortlichen Akteure den feierlichen ersten Spatenstich vor.

Als Kernstück des neu entstehenden Dokumentationszentrum „denk.mal Hannoverscher Bahnhof“  wird eine 800qm große Dauerausstellung über die Deportation von über 8.000 Jüdinnen und Juden, Romnja und Roma sowie Sintezza und Sinti aus Hamburg und Norddeutschland informieren. Sie wurden zwischen 1940 und 1945 von hier aus in Gettos, Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppt und dort zum größten Teil ermordet. Zusätzlich zu diesen Verbrechen wird die Ausstellung über den Abtransport zumeist politischer Gegner in den Kriegseinsatz aufklären und diese in den Kontext nationalsozialistischer Verfolgungspolitik einbetten. Das Dokumentationszentrum soll als Lernort mit innovativen Formaten besonders auch junge Menschen ansprechen. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Oliver von Wrochem, Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, recherchiert und entwickelt ein sechsköpfiges Ausstellungsteam seit November 2018 die Inhalte der geplanten Dauerausstellung. Dr. von Wrochem führte dazu bereits im Vorfeld aus:

„Das Dokumentationszentrum soll als Ort lebendiger Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart Antworten geben auf die Frage: Was bedeutet das Wissen um die NS-Verbrechen für unser Denken und Handeln im Hier und Jetzt? Durch Bezugspunkte zu gegenwärtigen Herausforderungen in Zeiten eines zunehmenden Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus sollen Besucherinnen und Besucher zum Nachdenken über die eigene Verantwortung in der gegenwärtigen Gesellschaft angeregt werden.“

In der dem Spatenstich anschließenden Feierstunde sprachen Dr. Carsten Brosda, Prof. Jürgen Bruns-Berentelg, Harm Müller-Spreer und Dr. Oliver von Wrochem. Unter den Gästen waren neben Vertretern und Vertreterinnen von Verfolgtenverbänden auch Überlebende der NS-Verfolgung und ihre Angehörigen anwesend.

In seiner Ansprache zitierte der Kultursenator die kürzlich in den USA verstorbene 95-jährige Holocaustüberlebende und über den Hannoverschen Bahnhof deportierte Hamburgerin Lucille Eichengreen (geb. Landau). 2017 hatte sie anlässlich der Einweihung des Gedenkorts mahnend gefragt, warum es 70 Jahre bis zur Entstehung eines Gedenkortes an dieser Stelle gedauert habe. Anhaltspunkte für eine Antwort auf diese Frage werden auch in der entstehenden Dauerausstellung zu finden sein. Allen Verantwortlichen und Gästen war an dem Tag die Freude über den nun erfolgten offiziellen Baubeginn und damit absehbaren Zeitplan bis zur Eröffnung des Dokumentationszentrums anzumerken.

Daniel Bernhardt, KZ-Gedenkstätte Neuengamme